Energie – Was uns stark macht
Bei diesem Motto vermutete ich einen geistlichen Energy-Booster für die ganze Stadt und war weit davon entfernt, die Energie-Krise mit dem Thema in Verbindung zu bringen – WIRKLICH!!
Beim Einlass hatte ich die Wahl zwischen Traubenzuckerlutschern, Lachgummi, Maoam u.ä. Die Frage war: „Was gibt mir Energie? Keine Frage, natürlich griff ich zu den Lach-Gummis. Der Chor des Gottesdienstes antwortete: „Jesus – […] you are my Energy“. Ich stimmte mit ein und aß mein Lachgummi danach.
Bei der Einleitung verging mir das Lachen zunächst. Denn die Moderatorin Anke Arnold, Pfarrerin der Ev.-Luth. Kirchgemeinde Blasewitz thematisierte die Energiekrise. Schon wollten sich meine Fingernägel hochrollen, da sah ich ein, dass es sich nicht um einen in die Politik verirrten Stadtfestgottesdienst handelte, sondern lediglich um einen Aufhänger im reichen Schatz der aktuellen Themen der Gesellschaft.
Fast schon zur festen „Stadtfest-Gottesdienst- Liturgie“ gehörte das Video von einem Straßeninterview. Einleuchtend führten die Fragen zum Kern des Themas hin. Vom Gespräch über das Heizen und die damit verbundenen Kosten hin zu, was gibt dir wirklich Kraft im Leben und Kraft in schweren Zeiten?
Dazu wurde dann auch ein live-Gast befragt: Dr.- Ing. Florian G. Reißmann, Geschäftsführer des Deutschen Vereins des Gas- und Wasserfaches e.V. und Mitglied des Kirchenvorstands der Laurentius Kirchgemeinde. Wie ein roter Faden zog sich die Frage nach der Energiekrise durch. Der Ansicht Dr. Reißmanns nach besteht unser Auftrag als Christen darin, „den Blick nach vorn zu behalten“ und „Änderungen aktiv zu begleiten“. Was das praktisch bedeutet, ließ seine Antwort auf die Frage, was ihm persönlich Energie gibt, erahnen: „Die Gemeinschaft unter Christen und der Einsatz der vielen verschiedenen Gaben in einem Geist.“ Ganz im Sinne dieser ökumenischen Veranstaltung.
Mit dem politisch angehauchten „roten Faden“ brach aber endgültig Michael Hochberg, der Pastor der Landeskirchlichen Gemeinschaft Dresden. Mich erstaunte, dass der Predigttext aus dem Alten Testament gewählt war – nicht ein Jesuswort an die Mühseligen und Beladenen oder so etwas. Nein, einen waschechten Jesajatext (Jes. 61,1-4). Und den las er auch genau so vor: waschecht mit allem alttestamentlichem Vokabular, aber stark und hoffnungsvoll:
„Der Geist Gottes des HERRN ist auf mir, weil der HERR mich gesalbt hat. Er hat mich gesandt, den Elenden gute Botschaft zu bringen, die zerbrochenen Herzen zu verbinden (…)“
Sehr anschaulich beschrieb der Pastor die hoffnungslose Situation des Volkes Israels zur Zeit des Textes und die Welt in die Jesus genau den gleichen Text sprach. Die Verbindung zu den Trümmern Dresdens nach 1945 und in die Gegenwart des Ukrainekriegs war offensichtlich. Bis der Text am Ende in das Leben der Zuhörerschaft gezoomt war. Michael Hochberg sprach über Trümmer von Beziehungen, Lebensplänen und Selbstbildern. Und genau da hinein ließ er diesen Text sprechen. Er verdeutlichte, dass Salbung nicht ein antiker Spa ist, sondern eine Verleihung von Autorität. Sie war dem gekreuzigten und auferstandenen Jesus gegeben. Deshalb kann er heute noch genau diese Hoffnung des Textes geben.
Wie viele Menschen wohl unter den geschätzten 1000 Besuchern mit Trümmern im Leben dasaßen? Das Seelsorgeteam berichtet von 10 Gesprächs- bzw. Gebetsanfragen im Nachhinein und sehr tiefen Anliegen. Doch wie viele insgesamt mit neuer Energie im Herzen und der verkündeten Hoffnung nach Hause gegangen sind, werden wir wohl erst im Himmel erfahren.
DEBORA L.
…aß die Lachgummis alle gleichzeitig auf